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Die Bockwindmühle, 

erbaut 1626 in der Herrlichkeit Dornum. 

Text von Paul Otten, fortgeschrieben von Hermann Rector und Michael Röthling

Nach einer Karte von Ubbo Emmius gab es im Jahr 1590 in Ostfriesland 53 Mühlen. (Anlage 1) In Dornum war zu dieser Zeit keine Mühle. Von den wenigen Urkunden aus dieser Zeit bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts hat es in dieser Region als Mühlentyp zunächst nur die Bockwindmühle gegeben. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Bockwindmühle von der Holländerwindmühle verdrängt.

Die Dornumer Bockwindmühle wird 1754 erstmalig bei der Erfassung ostfriesischer Mühlen urkundlich erwähnt. Bei einer Gesamtzahl von 100 Mühlen werden für Dornum zwei Mühlen benannt. Eine Peldemühle, wahrscheinlich die Mühle an der Stelle der ehemaligen Westerburg, die 1719 errichtet wurde, und eine Roggenmühle für grobes Mehl, die am östlichen Ortsrand gelegene Bockwindmühle.

Quelle: Bockwindmühle von 1626, Geschichte, Bauhistorische Bewertung, Kosten der Instandsetzung, Juni 19993 Dipl.-Ing. Luise Fauerbach-Geiken

Der Name des ersten Müllers dürfte Freek Altmann gewesen sein.

Quelle: Niedersächsische Mühlengeschichte von Wilhelm Kleeberg, Hannover 1978,

Soweit bekannt ist das Jahr 1626, mit dem Datum vom 23. März als Baujahr der Mühle anzusehen. Diese Zahl befindet sich auch als Inschrift im Hausbaum. Das beim Bau Teile einer vermutlich älteren Bockwindmühle verwendet worden sind, lässt sich nicht ausschließen, verschiedene Indizien deuten darauf hin.

Quelle: Rüdiger Hagen, Bockwindmühle in Dornum, Baubeschreibung und Bewertung der Substanz

 

Damit fällt das Baujahr in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Zu Martini 1622 erschienen die Söldner des Grafen Ernst von Mansfeld an Ostfrieslands Grenzen und besetzten alle wichtigen Orte. Ein Schicksal, welches auch die damalige Herrlichkeit Dornum traf. Nach ihrem Abzug rückten kaiserliche Truppen unter Tilly in die Region ein.

 

 

 

 

 

 

Aus Wikipedia

Der Oberst Gallas nahm Quartier auf der Burg zu Berum. Das Land, das in den letzten Jahren schwere Opfer gebracht hatte, musste die Truppen ernähren. Wir dürfen annehmen, dass auch Dornum von den Einquartierungen nicht verschont blieb. Vermutlich führte diese Situation zum Bau der Bockwindmühle in Dornum.

 

Auf der Norderburg führte Hero Moritz von Closter das Regiment, der Sohn des früh verstorbenen Gerhard II. von Closter, dessen Gemahlin Henrica vom Ripperda den prächtigen Blaustein vor dem Altar in der St. Bartholomäus Kirche Dornum errichten ließ.

Hero Moritz von Closter und Almuth von Fridag, 1604 – 1650, das Bild hängt als Leihgabe des Heimatvereins Dornum im Rittersaal der Norderburg.

Hero Moritz stand im Dienst Christians IV von Dänemark, der sich 1624 in die Wirren des Krieges einschaltete, aber von Wallenstein trotz tapferer Gegenwehr bei Stralsund geschlagen wurde. Im Frieden von Lübeck 1629 zog Christian sich von den Reichsangelegenheiten zurück. Auch für unseren Häuptling scheint das Kriegshandwerk nicht von langer Dauer gewesen zu sein. Bereits 1624 heiratete er Almuth Fridag aus dem Hause Gödens, deren Wappen mit den drei Ringen am Turm hinter der Schlossbrücke angebracht wurde. Wappentafeln auf der ersten Empore der St. Bartholomäus Kirche Dornum halten außerdem die Erinnerungen an das herrschaftliche Paar fest.

Noch im Kaufkontrakt vom 19. Januar 1826 wird unter den Kaufbedingungen erwähnt, dass an die Herrschaftliche Rentei eine jährliche Erbpacht in Höhe von 150 Gulden in zwei Raten zu zahlen sei. Die Raten waren am 1. Mai und zum 29. September ( St. Michael) zu begleichen, außerdem musste eine Tonne Gerste geliefert werden. In späteren Kaufverträgen wurden die Käufer auf diese Klausel von 1826 hingewiesen.

1624 schritt man zum Baubeginn der Bockwindmühle, die Söldner mögen zu diesem Zeitpunkt die Herrlichkeit wieder verlassen haben. Der Standort der Mühle war in der Nähe des Neuen Tiefs gelegen, das seit der Marcellusflut von 1362 seine alte, seewärts fließende Stromrinne stark erweitert hatte. Im Wirtschaftsleben der bäuerlichen Strukturen wird diese Mühle bald eine große Bedeutung gehabt haben.

Neben der Kriegswirren in dem Entstehungsjahren der Bockwindmühle bedrohte die Nordsee ständig den vorgeblich sicheren Standort der Mühle. Die Lage am Tief und die aufragende Mühlenwarf deuten darauf hin, dass hier einst eine Mühle in Sturm und Wind ihre Flügel drehte.

Die Weihnachtsflut von 1717 dürfte an der Mühle nicht spurlos vorüber gegangen sein. Diese Flut brachte ein namenloses Elend über Dornum. Es wird berichtet, dass der Mühlenpächter Johann Tönjes durch die einbrechenden Fluten in sein Haus neben der Mühle aus dem Schlaf gerissen wurde. Er konnte sich nur mit Mühe auf der Mühlenwarf in Sicherheit bringen, während seine Frau und vier Kinder den Tod fanden. Die alten Kirchenbücher legen ein erschütterndes Zeugnis von den Wirkungen der Flut ab.

Johann Tönjes hat nach dem tragischen Verlust seiner Familie noch einmal geheiratet. Gretje Janssen schenkte ihm am 15. Januar 1726 eine Tochter, die auf den Namen Enje getauft wurde. Enje von Warfhuis heiratete in erste Ehe Harm Poppen Lehrhoff (+ 1758) und in zweiter Ehe Mamme Folkert Mammen. Beide Männer traten als Müller der Ständermühle auf. Die Tochter der letzten Ehe war Hilke Mammen ( geb. 1759) vermählt mit Tebbe Abraham Müller aus Lintel bei Norden. T A M steht noch jetzt in der Wetterfahne mit der Jahreszahl 1789.

Auch die Februarflut von 1825 hat weit über Dornum hinaus verheerende Schäden angerichtet und Hilke Mammen und ihr Mann dürften in arger Not gewesen sein.

1826 übertrug Hilke Mammen ihren Besitz auf ihren Sohn Johann Tönjes Müller, geboren 1796, der in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feierte.

Die Mühle wird aktenmäßig begrenzt vom Westeraccumer Tief und Pastor Zittings Erben Land im Osten, im Süden vom dem Heerweg nach Schwittersum, Im Westen von W. Fischers Land und im Norden vom herrschaftlichen Land.

Außer den vielfachen Gebühren, die für Schule, Kirche, Nachtwächter, Wege, Deiche und Siele zu entrichten waren, fällt ein Posten auf mit der Bezeichnung: „Einquartierungs- und Communal-Präsentation in Kriegs – und Friedenszeiten“.

Am 1. Mai 1833 verkaufte Johann Tönjes Müller die Mühle mit Inventar, Mühlenhaus, vier Gärten und vier Diemat Land* sowie einem Pferdestall an den Müller Hermann Gottfried Anton Mammen. Der Kaufpreis wird mit 950 Talern angegeben. Dazu gehörte auch ein Mannes- und ein Frauensitz, Nr. 10 in der Mitte des Kirchenschiffes für den Müller, Nr. 3 auf dem unteren „Prichel“* für die Müllerin.

*(Diemat (auch Diemath, Demat, Demath, Dagmet, Diemt, Dimt) ist ein ehemals in den deutschen Marschgebieten von Holstein bis Ostfriesland gebräuchliches Flächenmaß und entspricht etwa 5700 Quadratmetern. Das Wort leitet sich her von dem Begriff „Tagwerk“ und bezeichnete die Fläche, die ein guter Arbeiter an einem Tag mit der Sense mähen konnte )

*(eine sog. Prichel, d.h. eine Holzbühne an den Seitenwänden nach Art einer Empore, zu der eine Treppe hinaufführte. )

Am 6. März 1837 erwarb Garrelt Jakob Edenhuizen aus Pilsum die Mühle für 1050 Taler, nachdem durch ein ausführliches Taxationsdokument vom 11. Dezember 1836 der Wert der Mühle mit Grundstücken auf 1044 Taler festgesetzt war.

Etwa 10 Jahre später folgte am 30. April 1847 Arend Janssen Müller als Herr auf der Mühle. Er musste als Preis 2850 Taler zahlen. Der Vogt Tjark Ulrichs von Baltrum lieh ihm 1800 Taler für den Ankauf. Obwohl Arend Janssen 1850 die Mühle in Westerholt kaufte, scheint er die Dornumer Mühle noch beibehalten zu haben, da er noch 1856 um Genehmigung zum Ausbau der Mahlgänge nachsuchte.

Ausweislich einer Kopie aus dem Staatsarchiv in Aurich, Akte Dep 71 Nr. 9, Anlage 2, war die Mühle von 1858 bis 1865 im Besitz der Amkea Hinrichs Isbaum, geb. am 18.07.1827 inNeuis/Arle, verstorben am 22.02.1919 in Nenndorf, verheiratet mit dem Meye Janssen Eggers, geb. am 30.11.1823 in Dornum, verstorben am 04.10.1907 in Nenndorf. Eggers war Rockenmüller (Roggenmüller, Anlage 3) und Holzhändler.

 

Ab 1859 wechselten die Besitzer in rascher Folge.

Genannt seien:

Bernhard Rudolf Müller aus Blomberg bis 1877,

Edzard Hinrich Cordes bis 1882,

und danach vom 2. Februar des Jahres 1882 Johann Garbrandt Müller, der auch als Gastwirt im Mühlenhaus tätig war. Aufgrund der Nähe zum Neuen Tief wurde hier eine Hafenschenke mit einer Kegelbahn eröffnet. Die Nähe des Accumer Tiefes war wohl der Grund dafür. Steine, Holz und Kohlen wurden mit dem Schiff herangefahren und nahe der Mühlenwarf ausgeladen. In dem Saal des späteren Mülderschen Hauses spielte man zum Tanz auf, der Becher kreiste in der Runde des Schiffsvolkes, und auf der Kegelbahn rollten die Kugeln.

Die Aufhebung des Mühlenzwanges (Anlage 3) führte zu einem wirtschaftlichen Rückgang.

So musste Garbrandt Müller seine erst 1882 erworbene Mühle 1893 versteigern lassen. Meistbietender für die ganze Besitzung war Johann Nikolaus Schelten von Deich- und Sielrott mit dem Angebot von 9050 Mark. Von diesem Erwerb behielt Schelten das Haus und einige Parzellen Land in der Größe von 39 a 49 qm.

Zwei Parzellen von 2,2372 ha fielen an Dr. Poppinga, der die Tochter Meta des Schelten zur Frau hatte. Die Kaufsumme ermäßigte sich um 2.000 M, die der Arzt übernahm.

In dem Versteigerungsprotokoll wird auch die Fahrgerechtigkeit über die Mühlenwarf festgelegt, damit man von der Landstraße aus die Parzellen von Dr. Poppinga erreichen konnte. Ebenfalls wird ein Fußweg für die Pächter der Gräflich Münsterschen Gärten zwischen den Landstraßen Dornum – Schwittersum und Dornum – Westeraccum erwähnt. Das ist der bei der Flurnamenforschung festgestellte „Möhlenpatt“.

Am 25. August 1893 trat Schelten seinen Besitz schon wieder ab, und zwar an Dietrich Plagge aus Wiesens.

Am 28. Juni 1894 verkaufte Dietrich Plagge die Mühle an Heidine Hagena, geb. Backer. Bei der Angabe der zur Mühle gehörenden Besitzungen werden jetzt noch drei Gärten aufgeführt und in der Angabe der Westgrenze wird der Bäckermeister Meppen genannt.

Nach Übernahme der Mühle durch die Heidine Hagena ging die Wirtschaft ein. Die Schifffahrt auf dem Tief wurde immer weniger. Die verlandeten Tiefstrecken lieferten neuen Boden für Siedlungszwecke. Aus einem breiten Strom war mit der Zeit ein schmales Tief geworden. Hafen und Schifffahrt gehörten der Vergangenheit an.

Ab 1894 war zunächst ein Kordes Pächter, dann ab 1911 Wilhelm Mülder, der sie 1914 als Eigentum erwarb.

1962 wurde die Mühle an die Ostfriesische Landschaft verkauft.

Mit Grundstückskaufvertrag vom 11. September 1984 Nr. 109/84 wurde die im Eigentum der Ostfriesischen Landschaft stehende Bockwindmühle, eingetragen beim Amtsgericht Norden im Grundbuch Dornum, Band 13, Blatt 456, Flurstück 80/5 Flur 4, 1.314 qm zum symbolischen Preis von 1.- DM an die Gemeinde Dornum verkauft. Der Kaufvertrag beinhaltet eine Auflage zur Instandhaltung der Bockwindmühle.

Quelle: Grundbucheintrag beim Amtsgericht Norden


 

Nachvollziehbar sind folgende Arbeiten im Laufe der nächsten Jahre:

Quelle: Rechnungskopien im Besitz des Mühlenvereins Dornum


Hermann Böök, 2943 Dunum, Hauptstr. 9.

Rechnung vom 12. Nov. 1984

Alten Windbalken mit Halslager und Lagersockel eingebaut, 9.400 DM

Mühle wieder in den Wind drehbar gemacht, 4.160 DM

Mahlgang geprüft und gangbar gemacht, 3.435 DM

Gesamtsumme 19.374,30 DM.


 

Farben-Agena, Malermeister Wilhelm Agena, 2988 Dornumersiel

Rechnung vom 11. Aug. 1986

Anstrich der Mühle 3.643,44 DM


Hermann Böök, 2943 Dunum, Hauptstr. 9.

Rechnung vom 8. Dezember 1986

Podest oben an der Mühle altes Holz entfernt, neues Holz zugeschnitten und verlegt,

1.123,98 DM


 

Roemling en Molema , Scheemda

Rechnung vom 22. März 1995

Flügel demontiert , 2.770 DM

Rechnung vom 9.Jan. 1996

Komplette Restaurierung der Mühle , 165.000 DM.

 

2010 erneute Restaurierung der Mühle mit kompletter Demontage, Revision aller abgängigen Bauteile und Neuaufbau durch die Firma Hass Holzbau GmbH, 26506 Norden, Gewerbestr. 30.

 

Bis zum 15. Juni 1990 wurde die Mühle durch den ehemaligen Müllermeister Hinrich Mülder, Bahnhofstr. 9, 2988 Dornum, zusammen mit anderen Ehrenamtlichen betreut.

Ab dem 15. Juni 1990 wurde die Mühle von der Gemeinde Dornum dem Heimatverein Dornum mit Überlassungsvertrag vom 17. Oktober 1990 übertragen.

Am 21.04.2008 hat sich der Verein Bockwindmühle von 1626 – Herrlichkeit Dornum gegründet, mit dem Ziel die Bockwindmühle zum Erhalt einer dringend notwendigen Restaurierung zu unterziehen und die Bockwindmühle anschließend als Kulturdenkmal auszustellen.

Hier gibt es noch mehr zur Technik und Geschichte der Bockwindmühle in Dornum

Beschreibung BWM Dornum.pdf

Hier ist ein Bild der Bockwindmühle mit einem Kasten um die Flucht der Flügel um Tiere und Menschen vor Flügelschlag zu schützen. 


Entwicklung unter dem Verein 

Bockwindmühle von 1626 - Herrlichkeit Dornum e.V.



2010 wurde die Bockwindmühle von der Fa. Hass Holzbau GmbH komplett saniert. Das Bauvorhaben wurde von dem Architekten Ulrich Kersten aus Norden begleitet Die Bockwindmühle wurde komplett demontiert, abgängige Teile wurden erneuert und anschliessen wurde die Mühle komplett drehfähig wieder aufgebaut. Die Sanierung hat ca. 360.000 Euro gekostet und etwa 8 Monate gedauert.






Im August 2012 haben die freiwilligen Müller und Helfer der Bockwindmühle Dornum mit dem Bau des Müllerhauses begonnen. Das Haus ist ca. 45 qm groß, es ist als Niedrigenergiehaus nach dem Vorbild eines historischen Hauses um 1700 konzipiert. Das Gebäude wurde weitgehend aus recycelten Baumaterialien errichtet. Das Sockelmauerwerk wurde mit alten Ziegeln in Muschelkalk gemauert. In den Wänden wurde Pitch Pine Balken, weit über 100 Jahre alt, aus einem Abbruchhaus in Dornumergrode eingebaut, die Sprossenfenster und die Hausstür sind gebraucht erworben worden und die Dachpfannen, mit Strohdocken verlegt, sind ebenfalls weit über 100 Jahre alt. Ein Highlight ist der Fußboden im Mülllerhaus, der aus Basralocus Holz gefertigt wurde. Dieses Holz war ursprünglich zu Dalben verarbeitet in einem Hafen eingebaut. Basralocus enthält ätherische Öle, die um die Dalben herum immer den Eindruck einer Ölverschmutzung erweckt haben. Aus diesem Grund wurden die Dalben ausgebaut. Sie wurden gereinigt und aufgeschnitten.

In dem Haus befindet sich eine behindertengerechte Toilettenanlage. Nach einer Bauzeit von etwa 12 Monaten und Baukosten in Höhe von 30.000 Euro konnte das Haus eingeweiht werden.




Im April 2016 wurde neben dem Müllerhaus eine Remise errichtet. Mittlerweile hatten sich bei der Bockwindmühle sehr viele Exponate angesammelt, die wetterfest untergebracht werden mußten. So entstand die Idee für den Bau einer historischen Remise, natürlich wieder mit recycelten Balken und historischen Klinkersteinen erstellt. Der Bauunternehmer Gronewold aus Dornum hat mit seinen Mitarbeitern im April 2016 auch hier das Fundament betoniert und den Sockel gemauert. Der Freiwillige Müller und Zimmermann Steffen Tauscher hat wieder hervorragende Arbeit beim Zimmern des Fachwerkes geleistet.



Zwischenzeitlich hat es Kontakte zum Deutschen Sielhafen Museum in Carolinensiel. Im Rahmen einer Sammlungsbereinigung wurden dort Mühlenmodelle frei, die dem Bockwindmühlenverein zur Verfügung gestellt wurden. Infolge musste Ausstellungsfläche geschaffen werden. Das Problem wurde durch den Erwerb eines Ausstellungsanhängers gelöst, der über ein absenkbares Fahrwerk verfügt. Die Front des Wagens lässt sich zu einem Vordach aufklappen. Der Wagen wurde restauriert und neu gestrichen und steht jetzt auf dem Parkplatz vor der Remise.




Flügelbruch

Am Sonntag, dem 7. Juli 2019, 14:00 h, kam es dann zu dem Albtraum, den kein Müller erleben möchte. Während des Betriebes der Bockwindmühle und drehenden Flügeln bei leichtem Wind brach eine Flügelspitze ab, schlug auf das Mühlendach auf, knallte auf das Dach des Unterbaues und bleib zerbrochen auf dem Rasen liegen.



Grund für den Flügelbruch dürfte Feuchtigkeit gewesen sein, die im Bereich der Verschraubung zwischen dem Bruststück und den Flügelspitzen in das Holz eingedrungen ist und zum Faulen des Holzes geführt hat. Letztendlich waren alle vier Flügelspitzen mehr oder weniger davon betroffen und das komplette Flügelkreuz musste erneuert werden.

Nach langer Suche wurden die Verantwortlichen an der Bockwindmühle bei einem holländischen Sägewerk fündig. Dort waren Douglasie Stämme vorrätig, die bereits im Winter zuvor in den belgischen Ardennen gefällt worden waren. Anhand der Jahresringe konnte bei einer Ortsbesichtigung festgestellt werden, dass diese Bäume über 100 Jahre alt sind.

Recht kurzfristig konnte die Finanzierung neuer Flügel sichergestellt werden. Didi Schlachter aus Hage wurde mit dem Neubau der Flügel beauftragt und nach nur 9 Monaten und 2 Tagen konnten die neuen Flügel am Donnerstag, dem 9. April 2020 montiert werden. Stolz dreht die Mühle jetzt mit neuen Mühlenflügeln, Kosten knapp 60.000 Euro.




Der letzte aktive Müller hatte ein Pferd namens Anna. Dieses Pferd wurde an der Mühle zu allerlei Spanndiensten eingesetzt. Daran haben sich die Vorstandsmitglieder erinnert, als sie am 17.06.20 den Beschluss zum Erwerb eines eisernen Pferdes beschlossen. Angeschafft wurde ein Schmalspurtraktor mit Servolenkung, Allradantrieb und Zapfwelle. Im April 2021 kam dann noch eine Bodenfräse dazu.






Das kleine Mühlenhäuschen

Die Bockwindmühle in Dornum verfügt über einen funktionsfähigen Mahlgang. Allerdings wird die Mühle beim Mahlen arg strapaziert mit langfristig zu erwartenden Schäden. Außerdem muss die Mühle nach jedem Mahltag ordentlich gereinigt werden. Diese Arbeit nimmt einen halben Tag in Anspruch.




Aus diesem Grunde haben wir dieses kleine Mühlenhäuschen gebaut. Dabei wurden wir von der Bingo Stiftung maßgeblich unterstützt. Die Bingo Stiftung hat die Kosten für die Siebmaschine und das Getreidesilo übernommen. Bei der Konstruktion des Häuschens haben wir weitgehend recycelte Materialien verbaut. Grundlage war unser alter Ausstellungswagen. Diesen Wagen haben wir erhöht und mit einem geänderten Dach versehen. Der Eingang erfolgt jetzt stilvoll über eine Klöntür.


Im Inneren wurde die bereits vorhandene Südtiroler Kornmühle aufgestellt. Es ist eine semiprofessionelle Steinmühle. Der Mahlgang ist identisch konstruiert wie in der Bockwindmühle, nur in der Steingröße gibt es einen deutlichen Unterschied. Die Mühle hat eine Stundenleistung von ca. 10 Kg Schrot.


Daneben befindet sich eine Südtiroler Mehlsiebmaschine mit drei Kammern und einem Kleieauswurf. In einem Arbeitsgang wird aus dem Schrot Mehl und Grieß gesiebt. Auch diese Maschine ist ein semiprofessionelles Gerät mit einer Stundenleistung von 5 – 17 Kg.

Das zu vermahlende Korn befindet sich in einem Silo mit 3 x 5 Kg Fassungsvermögen. Die Kosten für die Siebmaschine und das Silo wurden von der Bingo Stiftung Niedersachsen übernommen und haben dieses Projekt erst ermöglicht.

Neben der Vorstellung zu den Öffnungszeiten der Mühle dient die Einrichtung dieses Müllerhauses der Beschulung von Kindergarten-, Grund- und Realschülern aus der Region.


Das ist noch nicht das Ende der Mühlengeschichte, es wird sicherlich mit neuen Ideen weitergehen.

18.01.2022

Michael Röthling

Verdana/18